EinsteinWiki/Ein schicksalhafter Geburtstag

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Ein interaktives Lese- und Lernerlebnis

Das EinsteinWiki ist ein interaktives Buch, das Du bearbeiten, aktualisieren und verbessern kannst.

Es eröffnet Dir die Möglichkeit die Fantasy Geschichte “Goldstaub”nach Deinen persönlichen Wünschen und Interessen zu gestalten.

Empfehlung:

1. Lies zuerst das Kapitel.

2. Entdecke die vorgeschlagenen Themen (im Text fett markiert) von allen Seiten und aus unterschiedlichen Perspektiven. Finde heraus was sich hinter jedem Thema verbirgt. Ausgewählte Links erklären und vertiefen die Thematik zB. Erde [1] [2] [3] [4][5] [6][7] Wir haben nur eine Erde!

3. Bearbeite jetzt die vorgeschlagenen Themen und Links individuell nach Deinen Interessen. Du kannst:

3.1. bestehende Links erneuern oder austauschen

3.2. der Geschichte Deine selbst gewählten Lieblingsthemen hinzufügen (indem Du sie fett markierst) und mit Links erforschst, die das Thema mit unterschiedlichen Augen betrachten. Manchmal muß man nur die Perspektive ändern, um zu neuen Einsichten zu gelangen. Sobald Du das ganze Bild entdeckst, wächst Dein Verständnis.

Tipp: Verwende YouTube als Suchmaschine. Dort findest Du wertvolle Videos, die Dir komplizierte Inhalte einfach und anschaulich erklären, wie z.B. dieses hier, das Ihr selbst gefunden habt [8]


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The story of CC: It is your decision under which star your creation will be born.


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Kapitel 4: Ein schicksalhafter Geburtstag A Fateful Birthday

Entdecke die Themen: Barock[9], Der Sonnenkönig - Louis XIX, Kleiner Prinz, Danke - gutes Benehmen

Aron bemerkte nicht, wie die eifersüchtigen Windgeister an den zarten Lilien zerrten. Er lief gedankenversunken zurück in den Palast, vorbei an plätschernden Fontänen, sprudelnden Zierbrunnen und schmalen Kanälen. Nur das Rauschen, Blubbern, Glucksen und Gurgeln drang an seine Ohren, bis er sich die prunkvolle Freitreppe hinauf begab. Der Prinz wollte seinem Lieblingsspielzeug, einer hölzernen Tänzerin auf einer Spieluhr erzählen, was er von den Lilien erfahren hatte: Dass es da einen Engel gäbe, der nur für ihn alleine da wäre, der ihn beschützte und ihn vielleicht von seiner Traurigkeit befreien könne. Das alles wollte er ihr erzählen, denn jedes Kind besitzt ein Lieblingsspielzeug, so auch der Sonnenprinz und er liebte sein Spielzeug von ganzem Herzen. Seit der König und die Königin verschwunden waren, schüttete er der Tänzerin sein Herz aus, weil er sich oft einsam und verlassen fühlte. Dann tanzte die Ballerina[10][11][12] für ihren Prinzen und die quälenden Gedanken in ihm beruhigten sich.

Aron konnte den Abend kaum erwarten. Er wollte seinen Engel rufen und ging deshalb ausnahmsweise sehr früh zu Bett. Der Prinz versäumte es nicht, seine Tänzerin so auf den Schrank zu stellen, dass sie den Engel zu Gesicht bekäme, wenn er sich zeigte. Es gab keine Geheimnisse, die zwischen ihnen standen. Unruhig wälzte sich der Prinz hin und her und überlegte, auf welche Weise er seinen Engel rufen sollte, bis sein Blick auf die Spieluhr mit der Tänzerin fiel. Und weil sich der Prinz die Zeit bis zum Erscheinen des Engels vertreiben wollte, holte er das Spielzeug zu sich, zog die Uhr auf und kuschelte sich in die Kissen. Die Musik spielte und seine Ballerina war so zerbrechlich und fein in ihrem Tanz, dass Aron wie gebannt auf die kleine Tänzerin starrte. Wunderschön sah sie aus in ihrem roten Mieder mit dem leuchtenden Silberherzen, das bis zur Taille reichte. An den Armen trug sie eine Tüllrüsche und ihren Kopf zierte ein Schmuck, der den Strahlen der Abendsonne glich. Plötzlich war ihm, als löse sie sich von der Spieluhr, um durch die Luft zu schweben. Die sanften leisen Töne der Harfe streichelten seine Seele und immer, wenn der Prinz die Tänzerin ansah, begann sein Herz zu klingen. Er hielt den Atem an und sah nur noch seine Tänzerin im Abendrot der untergehenden Sonne. Mit dem nächsten Hauch ihres Ballettröckchens schwirrte ein Gedanke, weich wie Seide, durch seinen Kopf und schien ihn daran erinnern zu wollen, dass er seine Fee von irgendwoher kannte. Doch schon war der zarte Gedankenschleier verschwunden und mit ihm die Erinnerung. In diesem Augenblick wünschte er sich von Herzen, dass sie lebendig wäre. Sie stand auf ihren Ballettschuhchen, drehte sich und durch ihr kurzes Tüllröckchen zog ein Windhauch. „Vergiss mich nicht“, hörte er ihre Stimme. Oder hatte er sich das nur eingebildet? „Wie könnte ich dich jemals vergessen“, flüsterte Aron. „Du bist ein Geschenk meiner Mama.“

Er schloss die Augen und sah, wie seine Mutter ihm die Spieluhr mit der Tänzerin an seinem 9. Geburtstag schenkte. „Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst. Trage die Tänzerin immer in deinem Herzen. Sie tanzt nur für dich allein.“ Seine Mutter sprach so eindringlich mit ihm, dass Arons Herz etwas Geheimnisvolles witterte. Der Prinz betrachtete das wunderschöne Spielzeug von allen Seiten, dann hielt er es an sein Ohr, um der Musik zu lauschen.

Auf einmal passierte etwas Merkwürdiges. Es war da ein gleichmäßiges Pochen, was ihm entgegenschlug. Erschrocken reichte er der Mutter die Tänzerin mit den Worten: „Mama, unter dem hölzernen Mieder schlägt ein lebendiges Herz.“ „Ich weiß, mein Sohn. Auch ich habe den Herzschlag gehört“, beruhigte sie ihn. Sie nahm ihren Sohn und dann erzählte die Königin, warum sie ausgerechnet dieses Spielzeug als Geburtstagsgeschenk ausgewählt hatte. „Vor einiger Zeit bat ich die Spielzeughändlerin in den Palast, um ein außergewöhnliches Geschenk für dich auszusuchen. Immerhin ist der 9. Geburtstag ein besonderer Tag für den Kronprinzen. Die Händlerin bot mir also reichlich Spielzeug an. Die Auswahl war groß und ich unentschlossen. Da lenkte sie mein Interesse auf diese Spieluhr und erzählte mir, auf welch seltsame Weise die Tänzerin den Weg zu ihr fand: Das Spielzeug lag plötzlich unter ungeklärten Umständen vor ihrem Zelt. Sie hob es neugierig auf, weil die Ballerina so viel Anmut und Schönheit ausstrahlte und betrachtete sie genau. Da hörte sie plötzlich dieses Pochen und wusste, dass es eine besondere Bewandtnis mit dieser Schönheit[13] auf sich haben musste. Es schien ein Geheimnis von ihr auszugehen. In keinem anderen Spielzeug schlug ein Herz, nicht in den Rittern, nicht in den Pferden, nicht in den Puppen, nicht im Kobold und schon gar nicht im Trommler. Da auch ich den Herzschlag hörte, habe ich dieses Spielzeug für dich gewählt, weil es ein Geheimnis in sich birgt“, beendete die Königin ihre Erzählung. Dann schloss sie ihren Sohn in die Arme. „Wenn du die Musik hören willst, musst du dieses Rädchen drehen“, erklärte die Königin ihrem Sohn. Aron vergaß die Welt um sich herum und verfiel dem Zauber seiner Tänzerin. Er hatte die Spieluhr aufgezogen, folgte mit großen, staunenden Augen dem Tanz der Ballerina und lauschte den zarten Klängen der Harfe. Erst als ein kräftiges Fanfarenschmettern die Harfe übertönte, fand Aron in die Wirklichkeit zurück.

Inzwischen hatten sich nämlich die Fanfaren auf dem ersten Turm eingefunden, um die Eröffnung der offiziellen Geburtstagsfeier für Prinz Aron in die Welt hinauszuposaunen. Der Wind, der wie immer zur Stelle war, plusterte sich gehörig auf und fuhr mit seinen Luftgeistern in die Fanfaren. Sie schmetterten so laut und so fröhlich, dass man ihren Klang bis weit über die Grenzen Nubiens hören konnte. Und dem Wind schwoll die Brust, weil er es war, der die Fanfaren zum Klingen brachte. Die Goldhut - Minister waren angetreten und mit ihnen der gesamte Hofstaat. Jetzt folgte der bedeutendste Teil seines Geburtstages. Prinz Aron begab sich auf den Weg in den Thronsaal. Er schritt einen langen roten Teppich entlang, der ihn bis zum reich verzierten Sonnenthron führte. Sonnen aus Gold, Perlen und Edelsteinen lächelten ihm entgegen und schienen zum Geburtstag zu gratulieren. Der König legte dem Kronprinzen an beiden Oberarmen und an den Handgelenken ein Schmuckstück aus purem Gold an, welches ein uraltes barockes [14] [15] [16][17] [18][19] [20] [21] Symbol der Sonne darstellte. „Möge die Kraft der Sonne mit dir sein, mein Sohn“, sagte der König. „Dieses Sonnenamulett beschützt dich und hebt deine Lebenszeit auf das Doppelte. Es wird von der Energie der Sonne gespeist. Alle Nachfahren des Sonnenkönigs [22] [23] [24] erhalten dieses Zeichen der Verbundenheit mit der Sonne an ihrem 9. Geburtstag. Solltest du einmal in Not geraten, schlage die Amulette der Handgelenke aufeinander, dann wirst du ihren Schutz erfahren.“ Der Sonnenprinz verneigte sich vor dem König, bevor er angemessenen Schrittes den roten Teppich zurück schritt, um den Thronsaal zu verlassen. Die Fanfaren schmetterten, solange die Zeremonie anhielt. Dann verstummten sie. Gerne wären die Windgeister noch etwas länger in den Musikinstrumenten herumgekrochen. Es machte ihnen viel Spaß so einen Lärm zu verbreiten. Doch als die schwere Tür hinter Prinz Aron ins Schloss fiel, rief der Wind seine Geister zurück.

Der Sonnenprinz sauste wie der Blitz durch die langen Gänge des Palastes, um sich in dem einzigen Spiegel im Schloss zu betrachten. Dieser befand sich im Ankleidezimmer seiner Mutter. Aron stellte sich vor den Spiegel und sah einen Jungen, dessen Haut wie von einem Pinsel über und über mit Goldstaub gepudert schimmerte und an Ebenmaß nicht zu übertreffen war. Ein prächtiges Brokathemd, das goldfarbene Ornamente auf königsblauem Grund vereinte, verlieh seiner schmalen Statur Würde und Ansehen. An seinen Armen strahlten die Sonnenamulette wie die Sonne selbst. Der Prinz berührte sanft die Schmuckstücke. Sie waren sehr wertvoll, weil sie ein Geschenk seines Vaters waren, weil sie Unheil abwehren konnten und weil sie sein Leben verlängerten. Er streckte die Arme nach beiden Seiten aus. Dann tanzte der Prinz voll Übermut dreimal um die eigene Achse und jubelte: „Ich bin die Sonne!“, so sehr freute er sich über das Geschenk seines Vaters.

Selbst die Lilien überraschten ihn mit einem so außergewöhnlichen Geburtstagsgeschenk, dass der Prinz es augenblicklich seiner Tänzerin zeigen wollte. „Weißt du was die Lilien sagten, als ich den messingfarbenen Kompass am Wasserbecken entdeckte?“ „Damit du immer weißt, wo es lang geht und wo dein zuhause ist.“ Da drehte sich die Ballerina ungewöhnlich heftig, die Harfe schien einen falschen Ton erwischt zu haben und unter dem Mieder löste sich ein leidenschaftlicher Seufzer, das es dem Prinzen ganz unheimlich zumute wurde. Schnell rannte er in den Wassergarten des Schlossparks zurück. Das wichtigste hatte er vergessen. Wie war er doch wieder kopflos dieser kleine Prinz,[25] [26] [27] [28] [29] [30] der in der ganzen Aufregung dieses eine Wort der Höflichkeit unter den Tisch fallen gelassen hatte. Atemlos setzte er sich ans Wasserbecken. Zog den Kompass aus der Hosentasche und sagte „Danke“.[31] [32] [33] [34] [35] Die Lilien neigten unmerklich Ihre Häupter und verziehen großzügig die Nachlässigkeit.

Die Aufregung hielt bis zum Abend an, denn auch die Sonnenländler wollten ihrem Prinzen gratulieren. In der Dämmerung stand Prinz Aron mit seinen Eltern auf dem Balkon des Sonnenpalastes. Die Nubier ließen den jungen Prinzen hochleben und sandten Hunderte Lampions unter denen kleine Kränzchen aus Ölbaumzweigen hingen in den Himmel. Das Lebenslicht in den Lampions erhellte den Wunsch des Volkes für ihren Prinzen, der sich in einem Kreis um die Lampions wand: „Ein Kränzlein von Liebe und Licht, das welket dein Leben lang nicht“, stand da zu lesen. Der Prinz klatschte vor Begeisterung in die Hände. Da klatschten auch die Sonnenländler Beifall und ließen mehr und mehr Lampions aufsteigen. Was für ein Anblick - die schaukelnden Lampions mit den darunter hängenden Ölbaumkränzchen im abendlichen Himmel. An diesem Tag war Aron sehr glücklich.

Doch sein Glück hielt nicht ewig. Er hörte seine Eltern im Turmzimmer streiten. Sie stritten oft. Und jedes mal versetzte es ihm einen Stich ins Herz. Dann schrie das Herz des Prinzen, so laut es konnte: „Habt euch bitte wieder lieb.“ Aber die Herzen seiner Eltern waren taub. Sie kämpften voller Zorn gegeneinander[36] und blieben für den Hilferuf ihres Kindes unerreichbar. So wurde auch an diesem Abend der Streit immer lauter und heftiger. Der Prinz schlich durch das Schloss zum Turmzimmer. Er wollte wissen, worüber sie stritten. Vor der Tür blieb er stehen und spähte durch das Schlüsselloch. „Du bist der Herrscher des Sonnenlandes, kämpfe gegen Ozelot. Wir verlieren mehr und mehr Menschen an ihn!“, schrie seine Mutter. „Ich denke nicht daran!“, polterte sein Vater zurück. „Er ist der Herr der Finsternis. Die dunklen Mächte und schwarzen Gedanken sind auf seiner Seite. Ich kann ihn nur durch eine List besiegen...“ „Dann lass dir endlich etwas einfallen. Ich kann nicht mit ansehen, wie ein Sonnenländler nach dem anderen ins Reich der Finsternis geholt wird. Es sind die Sieben Plagen, die an den Herzen der Nubier nagen. Wir müssen große Anstrengungen unternehmen, um zu den Sieben Kostbarkeiten zurückzukehren“, regte sich Arons Mutter fürchterlich auf. Sie fuchtelte mit den Händen, bis ihre goldenen Armreifen klimperten.

„Du weißt doch selber, dass diese Sonnenländler unsere Hohe Ordnung nicht respektieren. Sie wollen sich von Ozelots schwarzen Gedanken verführen lassen, möchten die dunkle Seite erfahren“, hielt der König ihr entgegen. „Ich weiß, dass es Nubier gibt, die sich von der dunklen Macht angezogen fühlen. Deshalb musst du ja etwas unternehmen, bevor es zu spät ist. Verstärke die Herrschaft der guten Gedanken, rede mit dem Minister. Er soll seinen Einfluss im Sonnenland weiter ausdehnen“, versuchte die Königin ihren Mann zu bestärken. Aber der fühlte sich nur bevormundet von seiner Frau, die immer alles besser wissen wollte. Feindselig hielt er ihr entgegen: „Ich muss gar nichts unternehmen. Die Sonnenländler müssen selber an die Herrschaft der guten Gedanken glauben. So etwas kann man nicht verordnen.“ Der Ärger des Königs über die scheinbar aussichtslose Situation nahm zu. „Dann leg doch die Hände in den Schoß und sieh zu, wie der Herr der Finsternis dir einen Sonnenländler nach dem anderen abjagt. Es kommt der Tag, an dem es nur noch den König des Sonnenlandes gibt, aber keine Sonnenländler mehr“, reizte die Königin ihren Mann mit spitzer Zunge. Und weil der König die Klugheit seiner Frau fürchtete, drohte er ihr: „Wenn du dich weiter einmischt, schenke ich dir ein Schloss auf dem Lande, dort wirst du mit deinem Sohn leben. Und jetzt will ich nichts mehr hören.“ Aron wusste genau, dass der König sich in seinem Stolz verletzt fühlte und ein Schloss auf dem Land kein Geschenk war, sondern Verbannung bedeutete. Nur so konnte der König die Königin davon abhalten, sich in seine Regierungsgeschäfte einzumischen. Dabei machte sich die Königin ernsthafte Sorgen um das Sonnenland. Sie wollte den Kampf gegen die schwarzen Mächte nicht einfach aufgeben. Aron musste mit ansehen, dass sich der Kampf zwischen dem König des Sonnenlandes und Ozelot, dem Herrn der Finsternis, zu einem Kampf zwischen dem König und der Königin entwickelte. Er dachte noch: „Wenn sich meine Eltern trennen, dann bricht mir für den Rest meines Lebens das Herz.“ Er hörte seine Mutter etwas versöhnlicher auf den Vater eingehen: „Wir sollten nicht gegeneinander, sondern gemeinsam für die guten Gedanken kämpfen.“ Doch da war es bereits zu spät, denn ein Wort gab das andere. Seine Eltern konnten sich nicht mehr vertragen. Der Sonnenprinz hielt sich die Ohren zu und dachte in seiner Verzweiflung nur eins: „Schweigt endlich. Es wird doch alles noch schlimmer. In diesem Moment verwandelte sich der Kopf seines Vaters in einen Fischkopf. Seine Mutter begann zu schreien: „Hilfe!“ Da nahm auch ihr Kopf die Gestalt eines Fisches an. Beide glotzten sich in ihre entsetzten Fischaugen, rissen ihre Münder auf. Aber kein Ton kam über ihre Lippen. Fische sind stumm. Eine eiskalte Gänsehaut schauerte Aron den Rücken hinab. Diesen Anblick wurde er nie wieder los. Der Prinz lief entsetzt davon, um Beistand zu holen.

Als er mit dem Minister für gute Gedanken das Turmzimmer erreicht hatte, waren seine Eltern verschwunden. Sie suchten in allen Ecken, sahen aus dem Fenster. Dann liefen alle Diener und Minister durch das Schloss. Sie suchten in sämtlichen Winkeln. Am anderen Tag suchten alle Menschen im Sonnenland den König und die Königin, auf den Wiesen, in den Wäldern, auf den Feldern und in den Flüssen. Aber das Herrscherpaar blieb verschwunden. Sie wurden nie mehr gefunden und sie kamen auch nicht zurück. Seit dieser Zeit fühlte sich der Prinz unendlich verlassen. Stundenlang konnte er auf die Tür starren, um seine Eltern eintreten zu sehen. Aber das blieb nur ein Traum. Sogar die Truhen und Schränke des Königs und der Königin waren leer, gerade so, als hätte es sie nie gegeben. Nur die Tänzerin und die Sonnenamulette erinnerten den kleinen Prinzen an seinen glücklichen 9. Geburtstag, der so im Unglück geendet hatte.

Nie wieder mochte er über diesen Tag reden, aber er dachte pausenlos an ihn. Aron öffnete die Augen. Die Spieluhr war abgelaufen. Er stellte sie zurück auf den Schrank. Inzwischen war es dunkel geworden. Der Prinz zog die Bettdecke bis zur Nase. So allein im Dunklen fürchtete er sich sehr. Dann fehlten ihm seine Eltern besonders. Er vermisste sie so sehr, dass er große Angst bekam, seine Eltern nie wieder zu sehen. Prinz Aron erinnerte sich, dass er eigentlich seinen Engel rufen wollte. Er schloss die Augen, so wie die Lilien es ihm geraten hatten. Aber darüber schlief er ein.


Kapitel 1: Phantasos

Kapitel 2: Die Goldhut Minister

Kapitel 3: Das funkelnde Irrlicht


Wie man das EinsteinWiki entdeckt. Eine Inspiration


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